Sturmfenster – Einblick in einen Sturmalltag

Sternentaler –
wenn alles anders ist als beiden andern
Thema Familienfest mit autistischem Kind

“Das alljährliche Familienfest mit ca. 65 Personen steht an. Für einen von uns ein schier unmöglicher Anlass. Nicht weil er keine Lust hat. Nein, er hat eine Autismus-Spektrum-Störung. Daher nehmen wir extra nur ganz vereinzelt am Fest teil, um ihm diesen grossen Stress zu ersparen. Aber so hin und wieder muss es sein, obwohl uns bewusst ist, dass unser Sohn dabei eine enorme Anpassungsleistung erbringen muss.

Was bedeutet das für uns als Familie?
Im voraus planen wir ein ruhiges Weekend. Denn das Familienfest ist Aktivität genug. Nicht, dass unser Sohn bereits reizüberflutet oder noch gestresster ans Fest muss. Dann erkundige ich mich im Voraus, was das Menu sein wird, informiere mich, wer alles teilnehmen wird und reserviere „gute“ Plätze für uns. Der Noise Canceller ist aufgeladen, Ersatzwäsche ist eingepackt, Anti-Stress-Material und Spielsachen sind in Griffnähe. Den Ablauf vom Fest besprechen wir zusammen durch.

All dies sind Informationen die unserem Sohn ein wenig Sicherheit geben. Durch das fehlende Filtersystem prasseln alle Reize (Lärm vom Reden, Gerüche aus der Küche, Kinder die schreien, Angehörige die „Hoi“ sagen wollen, die Hitze und das grelle Licht der Sonne, welche durch die Fensterscheibe brennt) ungefiltert auf ihn ein. Dadurch ist er viel schneller überreizt und überfordert als wir. Durch die gute Planung kommt es hoffentlich zu möglichst wenigen Überraschungen, Ungewissem und zur Reizüberflutung. So kann er die Situation trotz allem besser aushalten und durchstehen.

Am Fest angekommen macht es unser Sohn richtig gut. Wie vorbesprochen hat er den Noise Canceller aufgesetzt, läuft ganz eng an mich gedrückt hinter mir ins Restaurant rein. So muss er nicht links und rechts schauen, läuft blind von mir geführt. So schaffen wir es gemeinsam zu unserem vorreservierten Platz. Unser Sohn sitzt auf der einen Seite an der Wand, auf der anderen Seite akzeptiert er nur mich und die anderen Menschen sind in unserem Rücken. So muss er mit niemanden Blickkontakt haben oder kann selbst entscheiden, wann er sich der Menge zuwenden kann und möchte.
Wir setzen uns hin ohne jemanden begrüsst zu haben, auch ich nicht….
Ich halte ihn im Arm, seinen Kopf an meine Schulter gelehnt oder auf meine Beine gelegt.

So stehen wir das Familienfest gemeinsam durch. Er mag malen, essen und Geschichten hören und das immer mit seinem Noise Canceller auf seinen Ohren um die Reize möglichst fern zu halten. Mal sind wir im Restaurant, mal draussen an der frischen Luft um durchzuschnaufen, sich zu erden und zu beruhigen. Ich bin ständig an seiner Seite.
Wir sind dann die ersten die sich verabschieden. Unser Kind möchte nach Hause und wir nehmen das ernst. Er mag nicht mehr, das Fass ist voll. Eine riesen Leistung von unserem Sohn dieses Fest so gut zu meistern. Wir sind stolz wie er es gemacht hat.
…und trotzdem sind es Welten zu seinem gleichaltrigen Cousin. Das tut auch Jahre nach der Diagnose weh zu sehen, wie es anders sein könnte….

Bei Sternentaler werde ich mit all meinen Gefühlen verstanden, werde ernst genommen, muss mich nicht erklären, werde getragen und stosse auf immer offene Ohren. Tausend Dank, dass wir mitsegeln dürfen. Das ist so unglaublich wertvoll. DANKE”

Danke auch, du Liebe..

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